Back to Featured Story

Charlie Chaplin: Lasst Uns Alle Vereinen

Es tut mir leid, aber ich möchte kein Kaiser sein. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich möchte niemanden beherrschen oder erobern.

Ich möchte möglichst allen helfen. Wir alle wollen einander helfen – so sind Menschen nun einmal. Wir alle wollen vom Glück des anderen leben, nicht vom Leid des anderen. Wir wollen einander nicht hassen und verachten. In dieser Welt ist Platz für alle, und die Erde ist reich und kann jeden versorgen.

Der Weg des Lebens kann frei und schön sein. Aber wir haben den Weg verloren.

Gier hat die Seelen der Menschen vergiftet, die Welt mit Hass verbarrikadiert und uns im Stechschritt in Elend und Blutvergießen geführt. Wir haben Geschwindigkeit entwickelt, uns aber selbst eingeschlossen: Maschinen, die uns Überfluss bescheren, haben uns in Not zurückgelassen. Unser Wissen hat uns zynisch gemacht, unsere Klugheit hart und lieblos. Wir denken zu viel und fühlen zu wenig: Mehr als Maschinen brauchen wir Menschlichkeit; mehr als Klugheit brauchen wir Freundlichkeit und Sanftmut. Ohne diese Eigenschaften wird das Leben gewalttätig und alles wird verloren sein.

Flugzeug und Radio haben uns einander näher gebracht. Diese Erfindungen schreien geradezu nach dem Guten im Menschen, nach universeller Brüderlichkeit und der Einheit aller. Meine Stimme erreicht Millionen Menschen weltweit, Millionen verzweifelter Männer, Frauen und Kinder, Opfer eines Systems, das Menschen dazu zwingt, unschuldige Menschen zu foltern und einzusperren. Allen, die mich hören können, sage ich: „Verzweifelt nicht!“

Das Elend, das uns jetzt trifft, ist nur das Ende der Gier, der Bitterkeit der Menschen, die den Weg des menschlichen Fortschritts fürchten. Der Hass der Menschen wird vergehen, und die Macht, die sie dem Volk genommen haben, wird zu ihm zurückkehren, und die Freiheit wird niemals untergehen.

Im siebzehnten Kapitel des Lukasevangeliums steht: „Das Reich Gottes ist im Menschen.“ Nicht in einem einzelnen Menschen und auch nicht in einer Gruppe von Menschen, sondern in allen Menschen – in euch, dem Volk.

Ihr, das Volk, habt die Macht. Ihr, das Volk, habt die Macht, Maschinen zu erschaffen, die Macht, Glück zu schaffen. Ihr, das Volk, habt die Macht, das Leben frei und schön zu machen, es zu einem wunderbaren Abenteuer zu machen. Lasst uns diese Macht im Namen der Demokratie nutzen. Lasst uns alle zusammenhalten. Lasst uns für eine neue Welt kämpfen, eine menschenwürdige Welt, die den Menschen eine Chance auf Arbeit gibt, die euch eine Zukunft, ein hohes Alter und Sicherheit bietet. Lasst uns für die Freiheit der Welt kämpfen, für die Beseitigung nationaler Barrieren, für die Beseitigung von Gier, Hass und Intoleranz. Lasst uns für eine Welt der Vernunft kämpfen, für eine Welt, in der Wissenschaft und Fortschritt zum Glück aller Menschen führen. Lasst uns alle zusammenhalten!

Schau nach oben. Die Wolken lichten sich, die Sonne bricht durch. Wir treten aus der Dunkelheit ins Licht. Die Seele des Menschen hat Flügel bekommen, und endlich beginnt er zu fliegen. Er fliegt in den Regenbogen – in das Licht der Hoffnung – in die Zukunft, diese herrliche Zukunft, die dir, mir und uns allen gehört. Schau nach oben. Schau nach oben!

--Charlie Chaplin, Auszug aus Der große Diktator (1940)

Share this story:

COMMUNITY REFLECTIONS

1 PAST RESPONSES

User avatar
Anonymous Nov 3, 2020